Fanny Freund
Geschichte von Tierra Azul Von humanitärer Hilfe bis hin zu Keramik: Eine Geschichte der Wiederbegegnung Mein Name ist Fanny, und meine Geschichte mit der Keramik begann auf recht ungewöhnliche Weise. Sie begann in Mexiko, wo ich sechs Jahre lang lebte. Sechs intensive, lebendige und tiefgreifende Jahre. Dort arbeitete ich für eine Nichtregierungsorganisation an sozialen Projekten in Slums und indigenen Gemeinschaften, mit einigen der am stärksten benachteiligten Menschen. Eine anspruchsvolle, herausfordernde und lebensverändernde Tätigkeit, die mich ebenso sehr prägte wie sie mich, um ehrlich zu sein, manchmal erschöpfte. Dann kam 2020 mit der Pandemie. Mexiko schottete sich ab, die Straßen leerten sich, Tacos gerieten in weite Ferne, und das Gefühl der Beklemmung wuchs aufgrund des strengen Lockdowns. Eines Tages, getrieben von einer Mischung aus Erschöpfung, Frustration und dem Wunsch nach Luft, tat ich etwas leicht Verrücktes (urteilt nicht über mich): Ich umging den Lockdown und schlich mich in die kleine Keramikwerkstatt neben meinem Haus. Sie wurde von einer Frau in ihren Sechzigern geführt, selbst die Tochter eines Keramikers, die in dieser Krisenzeit ums Überleben kämpfte. Dort, zwischen vier stillen Wänden und einem leicht verschlammten Tonklumpen, begann alles. Ich formte nicht einfach nur die Erde … ich schuf mir einen Raum, einen Zufluchtsort für meine Seele, eine Oase der Ruhe. Die Keramik rettete mich. Sie wurde mein Anker, meine Therapie, mein Zufluchtsort in einer Zeit, in der alles um mich herum zusammenzubrechen schien. Im Laufe der Monate wurde mir klar, dass diese Begegnung kein Zufall war. Dass ich nach Jahren der Fürsorge für andere einen Weg gefunden hatte, wieder zu mir selbst zu finden. Ja, ich wagte eine – wie viele sagen würden – „etwas verrückte Richtungsänderung“. Ich gab meinen anspruchsvollen Job auf, um Keramikerin zu werden. Aber diese Entscheidung fühlte sich zum ersten Mal wirklich nach mir an. Seitdem habe ich meine Ausbildung bei passionierten Keramikern in Mexiko, der Schweiz und Frankreich fortgesetzt. Und heute möchte ich diese Leidenschaft mit Ihnen teilen. Denn bei Keramik geht es nicht nur darum, ein schönes Objekt zu erschaffen; es ist ein Moment, um vom Alltag abzuschalten, durchzuatmen und wieder zu sich selbst zu finden. Es ist ein Raum zum Fühlen, zum Innehalten, zum Lauschen auf die innere Stimme. Eine Massage für die Seele, nicht mehr und nicht weniger. Jedes Stück, das aus dem Brennofen kommt, ob Kunstwerk oder schiefe Tasse, erzählt eine Geschichte über dich. Manchmal sieht es nicht so aus, wie du es dir ursprünglich vorgestellt hast, aber genau das macht den Charme aus: Es ist unvollkommen, lebendig, menschlich. Und wie ich immer sage: Keramik ist wie das Leben: Manchmal zerbricht sie, manchmal glänzt sie! Keramik ist eine Reise der Geduld und Demut. Man beginnt mit einer großartigen Idee und manchmal endet es mit einer schiefen Schale für die Schlüssel. Aber diese Schale trägt deine Hände, deine Energie, deinen gegenwärtigen Moment, dein Wesen in sich. Und genau deshalb fertige ich Keramik an: um Menschen einen Raum der Wiederbegegnung zu bieten, einen Moment der Authentizität fernab vom Lärm der Welt, fernab ihrer inneren Unruhe. Bei Tierra Azul formen wir Ton … und ein Stück unserer eigenen inneren Ruhe.